Frühzeit bis 1899

um 900 Die erste Ansiedlung entsteht: In einer mündlichen Überlieferung ist die Rede von „sieben Siedlungen an einem See“.

1150 Schleerieth wird zum ersten mal urkundlich erwähnt: In einer Urkunde des Klosters Michelberg in Bamberg aus dem Jahre 1150 wird von einem „Gut Slerit“ berichtet. Ein Abt Hemerich erwirbt das Gut Slerit von Gottfried von Würzburg

1241 In einer Urkunde des Bischofs Hermann von Sodenburg, aus dem Jahre 1241 zu Würzburg, wird eine Jutta von Slehenried als Angehörige eines Würzburger Adelsgeschlechtes aufgeführt. Sie hat vorgesprochen, um sich in das bischöfliche Ministerial (kirchlicher Adel) eintragen zu lassen. In einer anderen Urkunde wird Reinhard von Wolfskehl-Grumbach als ihr Gemahl benannt. Sie könnte also eine Vorfahrin von Bischof Wolfram von Grumbach gewesen sein. Die "Burg von Slerit" lag nach Überlieferungen auf dem Grundstück Nr. 33. Der Legende nach soll von dort aus ein unterirdischer Gang in die nördliche Flur geführt haben.

Anmerkung: Das Grundstück Nr. 33 war vor Einführung der Straßennamen direkt am südlichen Ortseingang, auf der "Urkarte" von Schleerieth kann es eindeutig zugeordnet werden (siehe Bildmitte).


13. Jhdt. Die Johanniter erwerben durch Schenkung und Kauf Besitz in Schleerieth. Fast das ganze Dorf war dem Orden bis zur Säkularsisation im Jahre 1803 lehenspflichtig.

1453 Erste urkundliche Erwähnung einer Pfarrei in Schleerieth, die Mutterpfarrei ist Essleben.

1470 Erstmals wird eine eigene Pfarrei in Schleerieth "erwähnt", Filialen in wechselnder Folge sind Eckartshausen, Egenhausen, Vasbühl, Schnackenwerth und ab 1857 Rundelshausen. Als Pfarrer ist Johann Reichenherbst in die Kirchenbücher eingetragen.

1578 Die Reformation geht nicht spurlos an Schleerieth vorbei, Pfarrer Wansiedel berichtet: "So ist das Pfarrvolk mit samt den Filialen ganz lutherisch, arg schnöd und bös und ich muß wahrlich hungern, Kummer, Angst und Nötten leiden".
Anmerkung: Der Beginn dieser kirchlichen Erneuerungsbewegung wird auf das Jahr 1517 datiert, in dem Martin Luther seine 95 Thesen an die Kirchentüre von Wittenberg anschlägt. Sie führt schließlich zur Spaltung des Christentum in verschiedene Konfessionen (katholisch, lutherisch, reformiert). Unter Julius Echter von Mespelbrunn, Fürstbischof von Würzburg von 1573 bis 1617, der in Franken eine Gegenreformation durchführt, wird die alte Ordnung wieder hergestellt.

1612 Der älteste Teil der heutigen Kirche entsteht, der Turm - er trägt die für diese Zeit typische Juliusspitze, benannt nach dem Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Aus den Resten des vorherigen Chores soll die alte Sakristei entstanden sein, die bis heute existiert. Sie liegt hinter dem Hauptaltar, wird jedoch nicht mehr als Sakristei genutzt.

1618-1648 Während des Dreißigjährigen Krieges hat das Dorf, wie alle umliegenden Dörfer, unter den durchziehenden Soldatenhorden zu leiden, vor allem unter den Schweden. Auch durch Pest und Hunger wurde die Bevölkerung stark dezimiert. Die 27 Familien im Jahre 1637 besitzen noch 2 Geißen, 1 Kuh und 6 Pferde. Truppendurchzüge, Einquartierungen und Plünderungen beeinträchtigen das Leben im Dorf bis über das Kriegsende hinaus.

1675 Die Gadenanlage wird errichtet (oder erweitert?), das linke Gewände trägt die Inschrift „Nikolaus 1675 Rednert“. Die Anlage mit ihren drei Eingängen mit Portalrahmungen ist im Erdgeschoß massiv, während das Obergeschoß als Fachwerkbau aufgesetzt ist.

1770 "Anno 1770 ware eine endsetzliche Theurung und Hungers Noth daß dergleichen von unseren vor Alter hinter Jahren ist nicht gehört noch gesehen worden... die Arme haben vor deren Haus-Thüren knyend weynend gebetten, um nur einen einigen Bissen Brod. Es seyet würcklich viele Menschen dieser Zeit für Hunger gestorben. So gar die Juden haben aller orthen bey denen Christen gebettelt...". Die Bauern dürfen unter Androhung von Landesverweis kein Getreide mehr eigenständig verkaufen. Brot wird aus gedörrten und gemahlenen Kartoffeln, Kolhlrabi und Quetten gebacken. (Q-1)

1771-1772 "Anno 1771 und 72 hat eine förchterliche Krankheit im gantzen Land, wie auch in benachbarten Ländern graßirt, das alles übrige zu geschweigen man hier 3 verheyrathete Personen nemblich zwey Ehleuth Nahmens Claus Bauer, und dessen Hausfrau, in ihren dreysig Jährigen Alter dann noch einen der stärksten Männer Nahmens Caspar Nöth in ein grab zusammen gelegt und begraben hat...".
Anmerkung: Möglicherweise handelte es sich um die zur damaligen Zeit in unserer Gegend grassierende, sogenannte "rote Ruhr" oder "Blutruhr", die bei einem Feldzug eingeschleppt worden sein soll. (Q-1)

1773 "Anno 1773 hat man mit verwunderung ansehen müssen, daß so viele Gattung der Mäusen, nämlich weiße, schwartze, graue, auch stumpf Schwänzige, und allerhand ungewöhnliche Sorten, unzählbar viel, das Getrayt von allen Gattungen so abgefressen, daß man auf einen Morgen Feld kaum 3. Bund oder Garben bekommen, was noch aufgekommen bis zum Blühen, oder Körnen haben sie noch an denen Stängeln auf lauffent abgebissen". (Q-1)

1777 Am 6. Juni diesen Jahres werden bei Restaurierungsarbeiten am Kirchturm sogenannte Turmurkunden im "Knopf" der Turmspitze gefunden. Wegen eingedrungenem Wasser sind sie jedoch verstockt und somit unlesbar. (Q-1)

18./19. Jhdt. Während Revolution und Befreiungskriegen, welche die französische Vorherrschaft in Europa unter Kaiser Napoleon beenden, wird Schleerieth von Einquartierung und Brandschatzung heimgesucht.

1811 Der alte Friedhof ist nicht mehr ausreichend und wird still gelegt, im darauffolgenden Jahr wird der neue, heutige, am östlichen Ende des Dorfes eingeweiht.

1845 "Im Jahre 1845 fing es im Januar an zu schneien und legte einen solchen Schnee, wie es noch Niemanden gedachte. Es war sogar der Weg nach Vasbühl ungangbar und man hörte von Unglücksfällen an vielen Orten, die Menschen und Vieh getroffen; selbst der Kaplan war nahe daran, zwischen Schleerieth und Rundelshausen im Schnee umzukommen." (Q-2)

1846 "Am 28. März 1846 - Samstag vor Judica - wurde vom Schieferdecker Andreas Herr von Obbach das Kreuz und der Knopf vom Kirchenthurm herab genommen, weil daselbe in den Kriegsjahren – 1796 – von den Franzosen durchschossen war. Die Helmstange wurde um 6 Schuh verlängert und auch ein neuer Knopf angeschafft. In dem Knopf selbst hat man eine in Blei gewickelte Schrift gefunden, d: d: 6. Juni 1777, welche im Originale beiliegt und in Abschrift in die Pfarrey Repositur hinterlegt ist. ... Wir leben jetzt in den friedlichsten Tagen, so daß viele jetzt lebende Menschen von jenen fürchterlichen Kriegsjahren, welche die französische Revolution – 1789-1815 – erzeugte, nichts aus Erfahrung wissen." (Q-2)

um 1860 Anmerkung: Im 19. Jahrhundert wird das Königreich Bayern erstmals kartographisch erfasst, die sogenannte "Urkarte" entsteht. König Max I. gründet bereits im Jahre 1808 den Vorläufer des Landesvermessungsamtes und ordnet die systematische und exakte Vermessung sämtlicher Grundstücke an. Folglich soll eine einheitliche und gerechte Besteuerung von Grundbesitz gewährt werden, die Haupteinnahmequelle des jungen Königreiches. Die zeichnerischen Ergebnisse dieser ersten Vermessung werden auf Flurkarten (Katasterkarten) zusammengefasst. Heute bezeichnet man diese Kartendokumente auch als "Uraufnahmeblätter". In Schleerieth (Kartenausschnitt) war der Vermesser wohl in den Jahren um 1860.

Anmerkung: Vergleicht man auf den folgenden beiden Bildern die Urkarte mit der Karte von heute (gleicher Maßstab), erkennt man dass die Kirche auf der Urkarte wesentlich kleiner ist und auch einen anderen Grundriss hat. Folglich müssen die Vermesser also vor 1861 in Schleerieth gewesen sein, dem Jahr in dem das Gotteshaus abgerissen wurde.


1861 Die alte Kirche wird abgebrochen und die heutige, größere, wird errichtet. Der Turm aus dem Jahre 1612 bleibt jedoch erhalten. Auch die heutige Inneneinrichtung mit den Altären entstammt dieser „neugotischen“ Zeit. (Q-3)



1866 Unter den Soldaten, die am sogenannten Main-Feldzug teilnehmen, sind auch Schleeriether. Es handelte sich dabei um Operationen der preußischen Main-Armee im Deutschen Krieg von 1866. (Q-3)

1870-1871 Am Feldzug 1870/71 gegen Frankreich nehmen auch Schleeriether Bürger teil. (Q-3)

1873 Das Dorfschulhaus, die heutige Alte Schule, wird gebaut. (Q-3)

1873 Die Freiwillige Feuerwehr Schleerieth wird gegründet.

1877 Der neue Friedhof wird zum ersten mal erweitert.

1890 "Am 23. Januar 1890 kam plötzlich ein Sturmwind, der auf der nördlichen Seite des mit Schiefersteinen gedeckten (Kirchen-) Daches sieben Sparren mit samt Dach abhob und zu Boden warf. Viele Gebäude wurden stark beschädigt. Die stärksten Bäume wie Strohhalme geknickt. Andere mit samt den Wurzeln aus dem Boden gerissen." (Q-3)

1890 "Am 8. August 1890 nachmittags ½ 1 bis 2 Uhr wurde die Gemeindekasse im Hause des damaligen Gemeindekassiers Nikolaus Drescher, Haus Nr.: 24 erbrochen und daraus 687 M. gestohlen. Der Dieb schleppte die eiserne Kiste in den Keller woselbst er den Deckel einschlug. Daselbst fand man auch die winkulierten Wertpapiere des Armenfondes welche der Dieb, da er solche nicht verwerten konnte, hinter die Fässer warf. Leider fehlt bis heute jede Spur vom Thäter." (Q-3)

1893 "Im Jahre 1893 entstand infolge anhaltender Trockene, eine solche Futternot daß die Leute ihr Vieh um Spottpreise abgeben mußten. Es kam sogar vor, daß Vieh, welches zu sehr abgemagert war, abgeschlachtet und vergraben wurde, um es nicht Hungers sterben zu sehen." (Q-3)

1895 "Am Montag den 26. August 1895 wurde durch den Schieferdeckermeister Karl Schneller von Werneck das Kreuz und der Knopf vom Kirchthurme abgenommen um solche zu vergolden. Zur freudigen Erinnerung an den siegreichen Feldzug des Jahres 1870/71. ..." (Q-3)

 

Quellen:

Abk. Quelle
Q-1 Turmurkunde aus dem Jahre 1777
Q-2 Turmurkunde aus dem Jahre 1846
Q-3 Turmurkunde aus dem Jahre 1895
   
   

Zusammengestellt und Anmerkungen von Martin Pfister, Schleerieth

Schleerieth Logo